La Linea bei Gibraltar – Porto Santo

25 September, 2009 | Kategorie: Segeln 2009 | 1 Kommentar

Obwohl ich ja noch kurz aus Tarifa/Spanien berichtet habe hier der Bericht über die ganze Strecke:

Es ist noch finster, als um 7h der Wecker läutet, wir ziehen uns an, füllen noch zwei Kanister mit Wasser, lösen den Stromanschluss und werfen die Leinen los. Ich schiebe das Boot vom Steg weg und steige aufs Laufdeck. Sabina lenkt das Schiff an den Schwimmstegen vorbei in die Bucht von Algeciras. Wir setzen die Segel, der Bug weist auf Punta Carnera, wo wir nach Westen zum Kap Tarifa schwenken. Wir bergen die Segel, unter Maschine laufen wir gegen eine sanfte Brise aus West Richtung Tarifa. Die Strömung knapp am spanischen Ufer hilft uns das Mittelmeer zu verlassen. Manchmal kommen wir in Gebiete kabbeliger See, hier werden wir um bis zu zwei Knoten beschleunigt, weil der Strom aus dem Mittelmeer gegen den Wind steht. Dieser Strom hält nur drei, vier Stunden, dann fliest wieder Wasser vom Atlantik ins Mittelmeer, um dort zu verdunsten.

Und wirklich vier Stunden später haben wir Kap Tarifa querab und laufen unter Maschine in den Atlantik hinaus. Südlich von uns ziehen Reihen von Frachtern im Verkehrstrennungsgebiet an uns vorbei. Der Wind dreht leicht nach Nordwest, wir setzen die Segel, schalten den Motor ab. Sanft gleitet Madaris weiter in den Atlantik hinaus. Ich ruhe mich gerade aus, plötzlich ruft mich Sabina an Deck. Vor uns eine Wand aus Wellen mit weißen Schaumkronen quer über das Meer, dazwischen ein paar Flecken ganz ruhigen Wassers. Und schon sind wir inmitten zwei Meter hoher Wellen, die das Vorschiff mit Wasser bespritzen, unser GPS zeigt eine Geschwindigkeitserhöhung von 2,5 Knoten an. Hier verläuft die Front zwischen Strom und Gegenstrom. Manchmal wird das Schiff einfach um 40-50 Grad herumgedreht, doch nach ein paar hundert Metern ist der Spuk vorbei. Wir haben die Meerenge jetzt endgültig hinter uns gebracht Bei leichtem Wind segeln wir nach Südwesten Kap Spartel entgegen, wo Afrikas Küste einen Schwenk nach Süden macht. Ich bringe das Angelzeug aus, ab und zu weichen wir noch einem Frachter aus, bei sonnigem Wetter segeln wir Richtung Porto Santo, der kleineren Schwesterinsel von Madeira.

Es klirrt, der Gummistropp der Angelleine spannt sich, auf Backbord hat ein Fisch angebissen, ich beginne die Angelleine einzuholen, da klirrt es an Steuerbord erneut, auch an der zweiten Leine hat einer gebissen. Wir holen die Leinen ein, ein kleiner und ein größerer Bonito sind unsere Beute, wir werfen die Leinen nochmals aus, eine viertel Stunde später wieder ein Doppelschlag, zwei weitere Bonitos wandern nach dem Ausnehmen in die Kühlbox. Die Angelleinen bleiben vorläufig an Bord. Der Wind frischt auf wir segeln 60° am Wind Richtung Südwesten. Abends wird der Wind stärker, wir reffen die Genua halb, die Schräglage bessert sich. Sabina legt sich um 18h in die Koje, ich bleibe an Deck, wir sind noch immer in der Einzugsschneise der Straße von Gibraltar. Bis zu sieben Frachter sind gleichzeitig zu sehen, da bleibt man sicher wach. Um zwei Uhr in der Früh wecke ich Sabina, sie löst mich an Deck ab. Mit Pullover, Segelzeug und Kapuze wappnet sie sich gegen den kalten Wind. Es ist erstaunlich, wie kalt einem bei 18° Lufttemperatur werden kann, wenn man nur herumsitzt. Zweieinhalb Stunden später löse ich sie wieder ab, ich kann bei dem Gedröhne und Geknarre sowieso nicht schlafen. Bis zum Sonnenaufgang bleibe ich an Deck, bevor mich Sabina wieder ablöst.

Als ich wieder aufstehe, ist kein Land mehr zu sehen. Leider kommt der Wind noch immer aus NNW, sodass wir unseren Kurs nicht direkt auf Porto Santo richten können. Der Seegang ist moderat, Sabina bereitet uns eine warme Mahlzeit. Bei der ewigen Schaukelei hat man sowieso nicht viel Appetit Abends frischt der Wind weiter auf, wir reffen die Genua halb, mit sechs Knoten läuft Madaris nach Südwesten. Falls sich die Windrichtung nicht ändert können wir immer noch zu den Kanaren ablaufen.

Montagmorgen das gleiche Bild, allerdings wird der Wind schwächer und dreht auf Nordwest, wir können endlich direkten Kurs auf Porto Santo nehmen. Mittags werden die Wellen erheblich höher. Wir sind aus dem Landschutz 150 Meilen weiter im Norden heraus, nun können sich die Wellen von der Arktis bis hierher aufbauen. Die Wellen haben allerdings einen weiten Abstand zueinander, wir werden gehoben und gesenkt, trotzdem liegt das Schiff ruhiger. Erste Passatwolken tauchen am Himmel auf. Diese folgende Nacht bringt noch mehr Wind, über die Vorhersage von 15 Knoten aus NNO können wir nicht lachen, es sind fast doppelt soviel aus NNW, nur mit einem Drittel Genua stürmt Madaris mit 6 Knoten durch die Nacht. Der Dienstag entschädigt dann für alles vorangegangene Wetter. Wir haben in den letzten 24 Stunden mehr als 130 Meilen zurückgelegt, respektabel für unser kleines Schiff. Der Wind geht wirklich auf 15 Knoten zurück, es ist wärmer geworden, T-Shirt segeln ist angesagt. Jetzt werden wir für die vorangegangenen Tage entschädigt, zu Mittag gibt es gebratenen Thunfisch mit Salat und selbstgebackenem Brot. Die Wellen werden immer niedriger und auch in der Nacht wird der Wind kaum stärker. Unter prächtigem Sternenhimmel segeln wir Porto Santo entgegen.

Mittwoch in der Früh sind es nur noch 95 Meilen bis zur Ankunft, der Wind flaut weiter ab und dreht auf NO. Wir setzen, nach fast einem Monat, wieder das Parasail. Nur zum Zeitvertreib werfe ich am Nachmittag wieder das Angelzeug aus, unsere Fische gehen uns schon aus. Nach ungefähr 20 Minuten ist das Vergnügen aber schon wieder zu Ende, wieder wandern zwei mal zwei Bonitos in die Kühlbox. Mit vier Knoten geht es gemütlich dem Sonnenuntergang entgegen. In der Nacht reffen wir die Genua, um nicht zu früh in Porto Santo zu sein. Unsere Ängste waren jedoch unbegründet, das Leuchtfeuer auf der südöstlich vorgelagerten Insel Ilhèu de Cima geleitet uns sicher bis vor die Hafeneinfahrt. Die letzten eineinhalb Meilen motoren wir gegen eine sanfte Brise zur Hafeneinfahrt, während es von Osten her immer heller wird. Um halb acht werfen wir den Anker ins Hafenbecken, wir haben für die 580 Seemeilen Entfernung von Gibraltar bis Porto Santo genau fünf Tage gebraucht.

Ein Kommentar »

  1. Wenn ihr weiter so rast, dann seits ja schon im Frühling wieder da ;-))
    Weiterhin gute Fahrt !
    SC

    Kommentar by S.C. — September 29, 2009 #

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